Sonntag, 24. August 2008

Spätsommer am Meer

Die Tage werden kürzer und der Morgen ist,
auch bei Sonnenschein, schon kühler.



Der Sommer, das waren lange, helle, weiche Tage;
Sand in den Schuhen und Wind in den Haaren.
Wir saßen auf der hohen Düne,
wo der Strandhafer Kreise in den Sand zeichnete.

Der Himmel war wie flockige Schafswolle.
Die Lippen schmeckten salzig,
die Augen verloren sich an den Farben nasser Steine.
Die Hände wollten alles berühren,
den Linien, den Rundungen folgen;
Nadelbaumzapfen drehen und Steine wenden.

Die würzigen Düfte wurden wiedererkannt;
Salzwasser, Heckenrosen, der Heuduft der Statizen
und die abends gebratene Schollen.

Auf den Salzwiesen standen die Schafe ganz stille,
wie weiche Skulpturen,
sie fraßen Gräser mit herzförmigen Ähren
und sahen sie nicht.

Am Weidezaun leuchteten grauweiße Wolleflocken im Wind.
in versandeten Reifenspuren wuchs Mönchsgras,
Jungfrau Marias Bettstroh,
und Skabiosa.

Während die Lerche in den 7. Himmel flog.
der in Wirklichkeit auf Erden liegt,
schickte ich ihr meine Gedanken und Grüße hinterher.

Die Sommerluft berührte meine Sinne. Ich setzte mich am Strand
und sog das Licht auf und genoss den weichen, küssenden Wind am Meer,
wo die Luft schwer vom Tang und dem würzigen Seegras war.

Vögel sammelten sich und übten das Fliegen,
mit ihren zum Teil noch daunigen, zerzausten, kornfetten Jungen.
Früher hingen noch die Drähte der Telegrafenmasten durch,
worauf die Schwalben, wie wiegende, wilde Blumen schaukelten;
wie auf den vier Linien eines Notenblattes,
und ich stellte mir die Melodie vor,
die nur harmonisch sein konnte.

Der Turmfalke streckte sich; er war müde
von der Jagd auf Mäuse und Futter
für die unersättlichen Jungen,
die oben im Stallgiebel warteten.
Er ähnelte nunmehr einem zerzausten Kuckuck,
der sein Federkleid verkehrt herum angezogen hatte.
Die Streifen waren durcheinander,
er war einfach müde.

Der lange Sommer gibt uns wieder Mut und Kraft,
sich dem zeitweise unerträglichen Zustand
unserer Welt entgegenzustellen.

Es gab gute Tage, die der Freude Nahrung gaben.
Die Urfreude ist wie der Kern einer Frucht.
Sie trotzt Wind und Wetter,
sie ist intakt, eine Quelle, ein Vitamindepot.

Auf dem Gartentisch liegen noch die „Juwelen des Meeres“,
aufgelesen wegen Form oder Farbe.
Vielleicht muss man noch lernen,
dass es wunderbar ist die Zeit zu vertrödeln,
und dass es gar nicht so schlimm ist
auch einmal einer falschen Fährte zu folgen.

Vielleicht ist das Gedächtnis nicht mehr so gut.
Das kann von Vorteil sein, wenn das nicht so Schöne gelöscht ist.
Ein kluger Mensch hat gesagt, dass man von Entsagung,
Entbehrung, Diäten nichts gewinnen kann,
aber durch sammeln von Freuden.


So, jetzt wird es wohl Zeit,
die geländegängigen, rutschfesten Sandalen auszuziehen.
Die erholten Sommerfüße müssen wieder trainieren,
sich in festen und auch hochhackigen Schuhen wohlzufühlen.


Der Sommer neigt sich dem Ende zu,
und der Herbst wartet.
Ich freue mich drauf. Der nächste Sommer kommt ja bestimmt.





2 Kommentare:

Ele hat gesagt…

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, wie wahr, man spürt schon ab und zu einen Hauch von Herbst...
Eine sehr romantische Stimmung zeigst du uns liebe Amelie, in wort und Bild...

eine schöne Woche und liebe Grüße

Gabriele

Lapplisor hat gesagt…

Hallo Amelie
Ein sehr schönes Gedicht hast Du in ganz fantastische Bilder verpackt ...
Herzlichen dank dafür !
auch ich freu mich auf einen schönen Herbst.
♥☼♥ Barbara ♥☼♥